Go-In bei der degewo – Zwangsräumung von Jenny und ihrem Kind verhindern!

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft degewo will die alleinerziehende Mutter Jenny N. zwangsräumen lassen. Deswegen haben über 30 Menschen die Zentrale der degewo in der Potsdamer Str. 60 besetzt und fordern die Fortführung des Mietverhältnisses für Jenny und ihr Kind.

Aktuelle Situation und Fotos: https://twitter.com/WirKommenAlle

Hintergrund:

Derzeit besetzen über 30 Personen das Foyer der Zentrale der degewo. Die Geschäftführung ist aufgefordert worden, für Verhandlungen in das Foyer zu kommen. Währenddessen findet ein Picknick statt. An die Mitarbeiter_innen der degewo werden Fyler und Schokoküsse verteilt. Auf einem Transparent wird das unfaire Verhalten der degewo gegenüber Mieter*innen kritisiert.

Jenny ist fristlos gekündigt worden von der degewo und soll mit ihrer zehnjährigen Tochter zum 31.08.2015 die Wohnung räumen. Jenny wohnt seit 1988 in dem Wohnhaus und bezog 2003 ihre eigene Wohnung neben der elterlichen Wohnung, in der sie aufwuchs. Sie ist alleinerziehend und studiert derzeit auf Lehramt. 2009 hat sich Jenny erfolgreich gegen eine Mieterhöhung der degewo gewehrt und vor Gericht gewonnen. Seitdem werden Mängelmeldungen ignoriert oder nur teilweise beseitigt. Im Oktober 2013 meldete Jenny Schimmelbefall in der Küche. Die degewo unternahm nichts. Als Jennys eigene Einbauküche ebenfalls komplett verschimmelte und ihre Tochter gesundheitliche Einbußen erlitt, entschloss sich Jenny, die Miete um 100% zu mindern. Das führte zur Kündigung der Wohnung durch die degewo.

Sarah Walter vom Bündnis Zwangsräumung Verhindern: „Als Reaktion auf die Schikanen und Untätigkeit seitens der degewo die Mietzahlungen
vorübergehend komplett zu mindern ist einfach menschlich. Unmenschlich ist dagegen das Verhalten der degewo. Hier werden Mieter*innen
zwangsgeräumt, nur weil sie sich gegen Mieterhöhungen und Mängel wehren.“

Die degewo bekommt nicht zum ersten Mal Besuch vom Bündnis Zwangsräumung Verhindern. Im Sommer 2014 wehrte sich Mieter Dieter S. erfolgreich gegen eine Zwangsräumung, u. a. mit einem Go-In in der Hauptgeschäftsstelle. Auch Dieter minderte wegen Mängeln in der Wohnung die Miete, die degewo versuchte ihn daraufhin zu kündigen, nahm die Kündigung aber nach dem Go-In zurück. (Siehe Link unten)

Sarah Walter: „Von einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, die sich „Fairness“ auf die Fahnen schreibt, sollte man ein anderes Verhalten erwarten. Sowohl für Jenny als auch alle anderen Mieter*innen.
Zwangsräumungen bedeuten auf dem angespannten Berliner Wohnungsmarkt die Höchststrafe. Darauf wollen wir die Geschäftleitung heute im direkten Gespräch hinweisen. Das Mietverhältnis von Jenny muss fortgesetzt werden! Fairness und Zwangsräumung schließen sich aus.“

Die degewo ist mit 1055 Räumungen zwischen 2009 und 2013 für einen beachtlichen Teil der Zwangsräumungen in Berlin verantwortlich. Eine neue Studie kommt sogar zu dem Ergebnis, dass die städtischen Wohnungsbaugesellschaften überdurchschnittlich oft zwangsräumen lassen. Jede fünfte Zwangsräumung wird durch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft veranlasst (Siehe Link unten).

Begleitet wird Jenny auch von anderen Zwangsräumungsbedrohten, u. a. Camilo: „Ich setze mich heute für Jenny ein, weil ich mit meiner Frau und meinen fünf Kinder auch gegen eine Zwangsräumung kämpfe und wir uns gegenseitig unterstützen müssen.“

– Link zum Go-In bei der degewo im August 2014:
http://zwangsraeumungverhindern.blogsport.de/2014/08/15/go-in-bei-staedtischer-wohnungsbaugesellschaft-degewo-ag/

– Link Studie Zwangsräumungen in Berlin:
https://gentrificationblog.wordpress.com/2015/04/24/berlin-zwangsgeraumt-fur-die-rendite/