Kategorie-Archiv: Meuterei

Keine Beute mit der Meute!

Donnerstag // 25.3.2021 // ab 6 Uhr
Zwangsräumung der Meuterei verhindern!

Dezentrale Aktionen: aktuelle Infos bei Leute für die Meute

„Räumung wurde vorerst eingestellt. Vor Ort wurde die Einweisung vereitelt durch massive Ausschreitung und Menschenauflauf.“

Ich kann so richtig die Fragezeichen über euren Köpfen sehen. Aber ihr habt richtig gehört: Räumung, eingestellt, massiv, Ausschreitung, Menschenauflauf. Ist das jetzt der Blick in die Glaskugel zum Räumungstag der Meute? Wer weiß. Erstmal ist das ein Rückblick ins Jahr 2012 genauer den 22.10.2012. Das mit den „massiven Ausschreitungen“ war natürlich Quatsch. Das hat die Gerichtsvollzieherin damals so auf ihren Zettel geschmiert. Es war einfach so, dass hier um die Ecke in der Lausitzerstr. 8 eine Familie aus ihrer Wohnung zwangsgeräumt werden sollte. Darauf hatten weder die Familie noch die Nachbarinnen Bock. Das mit „Menschenauflauf“ stimmte, ca. 120 Leute blockierten den Eingang als die Gerichtsvollzieherin kam. Der ist dann die Klappe runtergefallen und sie hat vor unser aller Augen diesen denkwürdigen Satz in ihre Unterlagen geschrieben, „Räumung wurde vorerst eingestellt.“ usw. und … hat sich verpisst.

Die Familie hat sich gefreut, der Kiez hat sich gefreut, wir haben uns gefreut. Der Eigentümer hat getobt. Natürlich kam die Gerichtsvollzieherin wieder. Das Privateigentum an Grund und Boden ist, neben dem an Produktionsmitteln, die heilige Kuh dieses Gesellschaftssystems. Das gibt den Besitzenden dann das Recht Mieten bis zum Exzess hochzutreiben, Profite ohne Ende einzufahren und alle raus zu kanten die ihnen dabei im Weg stehen. Ist Scheiße und hat einen Namen: Kapitalismus.

Und wenn Leute sich gegen die Zumutungen dieses barbarischen, unvernünftigen und menschenfeindlichen Systems wehren, hetzen die Profiteure dieses Systems und ihre „rotrotgrünen“ Handlanger ihnen einfach die Polizei auf den Hals. So auch damals beim 2. Räumungsversuch am 14. Februar 2013. Bereits um 6 Uhr morgens fiel die Polizei mit einem Großaufgebot in den Kiez ein. Es brauchte 850 Polizisten um die Profite eines einzigen Eigentümers durchsetzen – mit Hubschraubereinsatz, Prügelattacken, Festnahmen und Pfefferspray. Die Gerichtsvollzieherin musste mit einer Polizeiuniform getarnt auf Umwegen ins Haus gebracht werden. 

Aber auch der Widerstand war früh auf den Beinen. Schon am frühen Morgen brannten am Straußberger Platz einige Allianzkarren, im Lauf des Tages musste die U-Bahn gesperrt werden. Über tausend Menschen blockierten nicht nur das Haus sondern den halben Kiez. Trotz Kälte und dem riesigem Polizeiaufgebot waren sie stundenlang solidarisch mit der Familie. Nachbar*innen brachten Essen und heißen Tee, machten Lärm an ihren Fenstern und hängten Transparente an die Häuser. Nach der Zwangsräumung verlagerte sich der Protest und die Wut in die Straßen im Kiez. 

Eigentlich wäre der Morgen ja als Niederlage einzustufen. Die Räumung konnte ja schließlich nicht verhindert werden. Aber die Stimmung war so gar nicht depressiv sondern ausgesprochen kämpferisch. Die Erfahrung solidarischen und konkreten Widerstandes ist ein befreiendes Gefühl. Befreiend von der alltäglichen Ohnmacht gegenüber Eigentümer*innen, gegenüber der Staatsmacht, gegenüber einem Wirtschaftssystem, indem nur der Profit zählt und Menschen scheißegal sind. 

Und deswegen können wir gar nicht verlieren. Nur die Kämpfe die wir nicht führen sind verloren. Denn nichts ist festgeschrieben. Hohe Mieten, Verdrängung und Zwangsräumung sind kein Naturgesetz, sondern von Menschen gemacht. Und können deshalb auch von uns Menschen mit kollektivem und solidarischem Handeln geändert werden. Wir sehen uns auf der Straße. Bei der Rigaer, der Potse, dem Köpi-Wagenplatz und natürlich bei der nächsten Zwangsräumung der Mieter*innen deren Namen keiner kennt.

Aber das nächste Mal sehen wir uns am Donnerstag, den 25.3. ab 6 Uhr morgens auf der Straße und stören, verhindern, blockieren die Zwangsräumung der Meute.

Gegen die Stadt der Reichen. Für eine solidarische Stadt, für eine solidarische Gesellschaft.  

Am 6. Juli machen wir einen Ausflug nach Zossen!


Aufruf zur Solidarität mit der Meuterei und allen bedrohten Projekten und Mieter*innen
Samstag // 6.7.2019
Treffpunkt Haupteingang Ostbahnhof 12:30 Uhr // Abfahrt 12.57 Uhr Gleis 2

Warum Zossen – werden sich viele fragen. Das Kapital, unsere Eigentümer der Orte, an denen wir leben, ja diese Herrschaften wissen warum und darum schauen wir auch dort einmal vorbei.

Aber was macht das Kapital in Zossen? Ganz einfach, Steuern sparen. Wer den Rachen nicht voll kriegen kann, lässt nicht nur die Mieter*innen im Regen stehen, sondern auch den Staat und damit die Steuern, die eigentlich Bildung, Mobilität und Altersvorsorge absichern sollten.

Aber auch der Staat zerfällt in konkurrierende Akteure. Und so ist sich auch jede Kommune selbst die Nächste. Bei den Gewerbesteuern ist sogar jede Kommune der King of Finanzhoheit – z.B. Zossen, das haben die Leute für die Meute bei einem Besuch ihres Eigentümers herausgefunden. Ihr wisst ja, die Meute, in der wir uns gern bei einem Getränk treffen und Pläne schmieden, wie diese Welt besser werden kann.

Bei ihrem Ausflug nach Zossen haben die Leute für die Meute aber nicht nur ihren Briefkasten gefunden, sondern auch noch viele, viele andere – was in Berlin Häuser, sind in Zossen Briefkästen.

Gern gehen wir bei bevorstehenden Zwangsräumungen persönlich zum Eigentümer und schauen mal vorbei, um zu reden. Dann haben wir auch einen Brief in der Tasche, falls der Eigentümer nicht mehr reden will. Denn wir wollen es mit eigenen Augen sehen, was dieses Gesellschaftssystem mit Menschen macht, die glauben, dass ihr Geld über Profite Zukunft gestaltet. Für uns gestaltet ihre Profitsucht nur Ängste vor steigenden Mieten und Zwangsräumungen. Aber damit sind wir nicht allein. Schreibt eurem Eigentümer, was euch Angst macht, vielleicht finden wir gemeinsam auch seinen Briefkasten in Zossen. Ansonsten nehmen wir den Briefkasten einer anderen Immobiliengesellschaft, denn die natürlichen Personen haben sich längst hinter Rechtskonstruktionen versteckt. Aber wir finden euch und machen uns so unsere Gedanken dazu.

Und ganz langsam wächst die Erkenntnis bei uns, dass nicht nur unsere Wohnung, unsere Meuterei, nein die ganze Stadt und auch die Nachbarkommunen durch die scheinbare Gestaltungskraft der Profitgier zersiedelt, zerfleddert und verarmt wird.

Dagegen setzen wir unsere Solidarität und die Kraft der gestaltenden Subjekte. Hey lasst uns gemeinsam nach Zossen fahren!

Weitere Info: leutefuerdiemeute.blogsport.eu