Zwangsräumung macht Weihnachten kaputt

Am Samstag, den 7.12.2013, veranstaltete die Friedenshort eG einen Weihnachtsmarkt am Murtzaner Ring 43A mit Kinderkarussell, Fotos mit dem Weihnachtsmann, Tombola und Verpflegung durch die freiwillige Feuerwehr (unter anderem).

Das Bündnis Zwangsräumung verhindern! nutzte die Gelegenheit und zwei Hand voll von uns machte die Anwesenden mit Flyern und freundlichen Gesprächsangeboten auf die drohende Zwangsräumung von „Nadine“ (Name geändert) und den fünf Kindern aufmerksam. Deren Vorweihnachtsfreude ist von Anspannung überdeckt, weil sie Mitte nächsten Monats aus der Wohnung sollen und nicht wissen wohin.

Die anwesenden Verantwortlichen wurden von uns nochmals auf die drohende Zwangsräumung angesprochen, die sofortige Reaktion war heftig ablehnend bis grob. Nachgeschoben wurde von ihnen wurde, dass sie (Nadine) eine Wohnung angeboten gekriegt hätte, die sie abgelehnt haben soll. Auf die Erwiderung, sie braucht keine neue Wohnung, sie hat eine, ging die Verantwortliche weg und die Security warf uns raus.

UPDATE „Nadine“ weiß nichts von einem Angebot für eine andere Wohnung, braucht auch keine andere Wohnung, sondern will in Ruhe in der leben, in der sie schon ist. Da stellt sich freilich die Frage, was die Leitung der Friedenshort eG mit solchen Infos uns gegenüber bezweckt. Vielleicht wäre es doch besser, sie ließen sich zu einem Gespräch herab. UPDATE ENDE

Wer schon mal ein Flugblatt verteilt hat weiß, dass viele Leute desinteressiert sind. An den Reaktionen der Genossinnen und Genossen der Friedenshort eG war interessant, dass sich kaum eineR vorstellen konnte, dass „ihre“ Genossenschaft jemanden räumen würde. Wie immer nahmen alle an, dass es sich um Mietschulden handelt. Einige waren bereit sich anzuhören, dass es hier gar nicht um Mietschulden geht und waren dann erstaunt. Andere wussten zwar nix, es aber auf jeden Fall besser und wurden verbal aggressiv („weg, weg“).

Meistenteils waren die Reaktionen ganz friedlich. Selbstverständlich wurden wir von der Security rausgebeten und begleitet, ruhig, aber bestimmt. Trotzdem ist es uns gelungen, eine Reihe von Genossinnen und Genossen der Friedenshort eG zum Nachdenken über ihre Genossenschaft zu bringen. Einige erzählten auch Geschichten, wie die Verwaltung in diesem oder jenem Fall Familien zum Ausziehen aufforderte.

Die Verwaltung der Friedenshort wird auf jeden Fall weiter von uns hören.

Der verteilte Flyer im Wortlaut hier:

Zwangsräumung macht Weihnachten kaputt

Liebe Genossinnen und Genossen der Friedenshort eG, wir wünschen Euch ein angenehmes und friedvolles Weihnachtsfest, heute und an den Feiertagen in Eurer sicheren Wohnung. Das wünschen wir jeder und jedem. Auch Nadine (Name geändert), der alleinerziehenden Mutter von fünf minderjährigen Kindern, die die Verwaltung der Friedenshort eG zwangsräumen lassen will, nachdem ihr Lebensgefährte auszog.

Zwangsräumungen sind eine gewaltsame Form von Verdrängung und für die Geräumten immer traumatisch. Die Familie wird kein friedvolles Weihnachten feiern können, wenn die Verwaltung der Friedenshort sich nicht bald des sozialen Auftrages der Genossenschaft besinnt, denn noch steht der Räumungstermin von Nadine und den Kindern 14. Januar 2014. Es kommt also auch auf Dich an. Ihr seid Genossin oder Genosse: Mischt Euch ein in die Belange Eurer Genossenschaft. Setzt Euch solidarisch dafür ein, dass Nadine und die fünf Kinder weiter in der Nähe ihrer Schule und FreundInnen wohnen bleiben können. Wendet euch für Nadine an die Verwaltung Eurer Genossenschaft!

Der Hintergrund der Geschichte ist Folgendes:

Die Familie war im November 2011 eingezogen, später kündigte Nadines Lebensgefährte mit einem Schreiben an die Friedenshort eG indem er zugleich deutlich machte, dass Nadine und die Kinder weiter in der Wohnung bleiben würden. Die Friedenshort eG aber betreibt den Rausschmiss der Familie und bekam vor Gericht Recht, weil der Mietvertrag nur von ihm, nicht von Nadine unterschrieben worden war. So einfach geht das.

Die Familie war aber von Anfang an der Friedenshort eG als Hartz-4 ‑Bedarfsge meinschaft gegenüber getreten. Daher wusste die Friedens hort eG zu je dem Zeitpunkt, wie viele Personen einziehen und dort wohnen würden, für wen die Mie te vom JobCenter bezahlt wurde, und dass die Genossenschafts-Anteile für beide Erwachsenen gelten. Trotzdem kam die Friedenshort eG vor Gericht damit durch, dass sie die Wohnung nie an Nadine vermieten wollte! Als ob es so abwegig sei, dass das „Familienoberhaupt“ Verträge allein für alle Familienmitglieder unterschreibt.

Nadine hat nicht mal Mietschulden, das Amt wird auch weiterhin zahlen. Als Hartz-4-Bezieherin hat sie keine Chance auf dem Berliner Wohnungsmarkt eine Wohnung für eine sechsköpfige Familie zu finden. Das wissen die Verantwortlichen der Friedenshort eG, die diese Räumung betreiben, namentlich Rainer Lindenholz und Jens Werdermann, auch. Wir suchten das Gespräch mit der Friedenshort eG, aber diese mauert! Juristisch sind hier bereits alle Messen gesungen, wir setzen daher darauf, dass sich die Friedenshort eG ihrer sozialen Verantwortung stellen muss.

Wir hoffen auf Eure Hilfe: Sagt der Friedenshort eG die Meinung:

Friedenshort eG, Murtzaner Ring 43, 12681 Berlin;
Tel.: (030) 54 70 27 10, Fax: (030) 54 70 27 19,
E-Mail: info@wg-friedenshort.de

Die Friedenshort eG wurde ursprünglich als Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft wegen der Wohnungsnot nach dem zweiten Weltkrieg gegründet: Es soll nie wieder Wohnungsnot von Friedenshort ausgehen! Das wird möglich, wenn Ihr euch solidarisch zeigt!