An alle Schlossereibetriebe und Türöffnungsdienste in Berlin

In einem offenem Brief an alle Schlossereibetriebe und Türöffnungsdienste in Berlin fordert das Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ diese dazu auf es ihren spanischen Kollegen gleich zu tun und die Mitarbeit an Zwangsräumungen zu verweigern. Das gleiche gilt für alle anderen an Zwangsräumungen beteiligten Berufsgruppen seien es Richter, Polizisten, Gerichtsvollzieher, oder…

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren,

sicher wissen Sie, dass die Mieten in Berlin in letzter Zeit stark ansteigen, während die Einkommen stagnieren. Sicher wissen Sie auch, dass immer mehr Häuser in Berlin von Spekulant_innen aufgekauft werden, die dann alles daran setzen, die Mieter_innen loszuwerden, um die Wohnungen dann viel teurer neu zu vermieten oder in Eigentumswohnungen umzuwandeln und für ein Vielfaches des Kaufpreises wieder zu verkaufen.

Vielleicht sind auch Sie schon betroffen. Viele Menschen können ihre Wohnungen nicht mehr bezahlen oder werden mit formalen Tricks aus ihren Wohnungen hinausgeklagt. In vielen Fällen kommt es zur Zwangsräumung. Mieter_innen müssen ihre Wohnung für immer verlassen. Viele dieser Menschen landen auf der Straße oder in einem Obdachlosenheim, einige kommen bei Bekannten oder Verwandten notdürftig unter. An ein Leben unter akzeptablen Bedingungen ist für die meisten für lange Zeit nicht zu denken. Diese Entwicklung ist bei weitem nicht auf Berlin, auch nicht auf Deutschland, beschränkt. Vielleicht haben Sie in den Medien verfolgt, wie schon seit Jahren in den USA und in Südeuropa Hunderttausende Menschen ihre Wohnungen und Häuser verloren haben, weil sie die Kredite nicht mehr bezahlen können. In Spanien haben sich im Jahr 2012 über 100 Menschen aus Verzweiflung über den Verlust ihrer Wohnung das Leben genommen.

Glücklicherweise haben angesichts dieser unmenschlichen Vorgänge nicht alle Menschen resigniert. Immer mehr Menschen wehren sich gegen die Zwangsräumungen, organisieren Blockaden, um sich und ihre Nachbar_innen vor den Zwangsräumungen zu schützen. Bestimmt haben Sie aus der Presse von der Familie Gülbol in Kreuzberg erfahren. Nachbar_innen organisierten eine Blockade und verhinderten damit die Zwangsräumung der fünfköpfigen Familie. Die Gerichtsvollzieherin musste unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Auch Angehörige von Berufsgruppen, die an Zwangsräumungen beteiligt sind, wollen sich nicht länger für diese Unmenschlichkeiten einspannen lassen. In Spanien waren es als erste die Richter_innen, nun weigern sich auch Polizist_innen, Menschen gewaltsam aus ihren Wohnungen zu schmeißen. Kurz vor Weihnachten rief der Innungsverband der Schlosser in der nordspanischen Stadt Pamplona seine Mitgliedsbetriebe auf, keine Aufträge für Zwangsräumungen mehr anzunehmen. Viele nordspanische Schlossereibetriebe schlossen sich dem Aufruf an. Gleichzeitig rief ein Verbandssprecher Prokuristen, Gerichtssekretäre, Richter und Polizisten auf, sich den Zwangsräumungen zu verweigern.

In Berlin gibt es seit einigen Monaten das Bündnis Zwangsräumung verhindern.

Das Bündnis setzt sich für Menschen ein, die von Zwangsräumung bedroht sind. Im November letzten Jahres wurde das Bündnis überregional bekannt, als es die Zwangsräumung der Familie Gülbol durch eine Blockade verhinderte.

Das Bündnis Zwangsräumung verhindern möchte Sie hiermit auffordern nach Ihren Möglichkeiten mitzuhelfen Zwangsräumungen zu verhindern!
Folgen Sie dem Beispiel der spanischen Schlosser_innen!
Werden Sie nicht zu Mittäter_innen!
Bleiben Sie menschlich auch in ihrem Beruf!
Lehnen Sie Aufträge von Hauseigentümern oder Gerichtsvollziehern für
Zwangsräumungen ab und helfen Sie damit zu verhindern, dass Menschen ihr zu Hause verlieren!
Ihre Solidarität kann entscheidend sein! Jeder Einzelfall zählt !
Helfen Sie am 14.Februar mit, die Räumung der Familie Gülbol zu verhindern!

Bündnis Zwangsräumung verhindern