Wir erinnern uns an Tom aus Staaken

Mit Trauer haben wir erfahren, dass Thomas Besuch aus Staaken verstorben ist. Tom war aktiv beim Bündnis Zwangsräumung Verhindern und in der Mieterini Staaken. Zudem war er selbst von einer Zwangsräumung betroffen, gegen die er sich wehrte.
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Im Frühling 2013 suchte Tom den Kontakt zum Bündnis Zwangsräumung Verhindern um sich Unterstützung gegen seine Zwangsräumung zu suchen. Tom wohnte damals im Pillnitzer Weg, wo die Ypsilon-Liegenschafts-Verwaltungs-GmbH ihr Unwesen trieb. Tom war nicht der einzige in seiner Wohnanlage, der vor dem Verlust seines Wohnraums stand.

Zusammen mit dem Bündnis organisierte Tom Kundgebungen und informierte die Nachbarschaft. Er suchte zudem den Kontakt zu weiteren Aktiven in Staaken. Mehrfach lud er zu sich nach Hause ein und zusammen mit dem Videokollektiv ohnepunktundkomma drehte er einen Bericht im Vorfeld seiner Zwangsräumung.

Am 15. Juli wurde Tom dann zwangsgeräumt. Rund 70 Aktive und Nachbar*innen konnten die Polizei zwar zwei Stunden lang aufhalten, am Ende wurde die Zwangsräumung dann aber von einer Einsatzhundertschaft durchgeprügelt. Tom musste danach in ein Wohnungslosenheim ziehen.

Wir erinnern uns an Tom als unermüdlichen Mietaktivisten, der trotz seiner eigenen Lage stets auch das Schicksal aller anderen Betroffenen von Zwangsräumung und Verdrängung im Blick hatte. So wurde er nicht Müde, immer wieder zu betonen, dass er seine eigene Zwangsräumung wahrscheinlich nicht mehr verhindern könne, aber mit seinem Protest andere Mieter*innen ermutigen wolle. Denn nur mit lautem Protest könne sich etwas gegen Zwangsräumungen, steigende Mieten und Verdrängung in Bewegung setzen. Und für diesen Protest setzte er sich mit seiner ganz besonderen Berliner Schnauze ein.

Mit seinem aktiv Werden hat Tom im Staaken einen der wenigen Mieterproteste in den Berliner Randgebieten in Gang gesetzt. Nicht zuletzt durch ihn haben weitere Räumungen in Spandau in der Folgezeit Aufmerksamkeit bekommen. Tom hat uns mit seinem Protest noch einmal darauf hingewiesen, dass Verdrängung eben kein Phänomen ist, was den klassischen Innenstadtbezirken vorbehalten ist, sondern überall in der Stadt Menschen trifft.

Wir werden Toms Engagement genauso in Erinnerung behalten wie seine unbeugsame Haltung und unsere gemeinsamen Momente in Staaken!

Tom starb am 18.2.2016.