Redebeitrag der Wohngemeinschaft „B59“ aus Weißensee zur „Wem gehört Berlin“-Demo
Inzwischen sollte fast allen Menschen in Berlin klar sein, dass städtebauliche Aufwertungsprozesse nicht hinter der Innenstadt Halt machen. Das Gespenst der Gentrifizierung geht überall in der Stadt um. Nicht zuletzt Zwangsräumungen wie die von Rosemarie F. In Reinickendorf oder von Tom in Spandau zeigen, dass in jedem Teil Berlins versucht wird, den höchstmöglichen Profit aus dem bestehenden Wohnraum oder dem Stadtraum im allgemeinen zu schlagen.
Auch bei uns in Weißensee ist das nicht anders. Seit einigen Jahren wird der Stadtteil zwischen Prenzlauer Berg und Stadtrand für den Immobilienmarkt zusehends interessanter. An jeder Ecke sprießen neue Eigentumsbauten aus der Erde und die Mieten steigen unaufhörlich. Hier kann reichlich verdient werden und da wundert es nicht, dass sich im Stadtteil viele alte Bekannte tummeln. In Weißensee bauen z.B. die Entmietungsspezialisten von Ziegert, eine Firma des KvU-Eigentümers Simoncic saniert fleißig Altbauten und auch die Bayrische Hausbau, die die Esso-Häuser in Hamburg abreißen möchte, ist vertreten.
Offensichtlich wünscht sich nun auch unser privater Vermieter im Angesicht der vielen bekannten Namen irgendwann einmal selbst bei den ganz Großen mitspielen zu dürfen. Allerdings stehen ihm bei seinem Profitstreben seine jetzigen Mietern und vor allem unsere Wohngemeinschaft in der Berliner Allee 59 im Weg. Waren wir in den letzten Jahren schon öfters Schikanen ausgesetzt, geht es jetzt ums Ganze. Unter dem Vorwand der unerlaubten Untervermietung hat unser Vermieter Klage eingereicht und uns droht im schlimmsten Falle die Zwangsräumung. Doch wir sind nicht bereit, uns einfach so zu ergeben und haben uns entschieden, gemeinsam mit dem Bündnis „Zwangsräumungen Verhindern“ für unsere Wohnung zu kämpfen. Wir wollen den gesamten Zwangsräumungsprozess politisch begleiten und so unserem Vermieter zeigen, was wir von seinen Methoden halten – nämlich gar nichts. Dabei brauchen wir natürlich eure Unterstützung; am besten schon zu unserem Prozess am 20.11.2013 ab 10:00 am Amtsgericht Weißensee.
Die gegenseitige Unterstützung und Vernetzung ist dabei umso wichtiger für uns, da unsere Wohnung Mitte September aufgrund eines technischen Defekts nahezu komplett ausgebrannt ist. Wir kämpfen somit nicht mehr für eine Wohnung, in der wir wohnen, sondern für eine, in die wir nach der Kernsanierung wieder zurück wollen. Dass unser Vermieter diesen Wunsch nicht teilt und in dem Brand eher die Chance sieht, uns endgültig loszuwerden, daran besteht kein Zweifel. Doch wir lassen uns nicht unterkriegen. Ob Zwangsräumung oder Feuer, wir wollen unsere Wohnung in Weißensee behalten. Das können sich unser Eigentümer Herr Ullrich und die Hausverwaltung von Lehmann und Thomas schon jetzt hinter die Ohren schreiben. Genauso wie die Aufwertung kennt auch der Widerstand dagegen keine Grenzen; Ob Weißensee, Neukölln oder Spandau – Wir bleiben alle!