Wie bildet sich eigentlich ein UnterstützerInnenkreis?

Du bist nicht allein!
N. hatte alles versucht und war dann doch gescheitert. In ihrer verzweifelten Situation machte sie Zettel an ihre Fenster, auf denen sie mitteilte, dass sie ihre Wohnung nicht freiwillig verlassen werde. Nein, sie wusste nicht wohin. Ihr Kiez ist ihr zu hause. Aber hier konnte sie sich keine Wohnung mehr leisten. Und auch ihr Vermieter wollte ihre Wohnung teuer als Eigentumswohnung verkaufen. Ginge es nach ihm, dann sollte sie hier sofort raus. Aber wohin? Zettel zu schreiben und ans Fenster zu hängen, gab ihr das Gefühl, alles raus zu schreien an Ungerechtigkeiten.

Mach deine Situation öffentlich!
…und viele Leute lasen diese Zettel und waren empört. Jetzt klingelte es immer öfter an ihrer Tür. Anfangs war sie verwundert, Menschen interessierten sich für ihre Situation. Und sie war überrascht, was bisher als ihre eigene Geschichte erschien, war auf einmal ein ganz übliches Phänomen. Dann wurde es ihr fast zu viel, so oft musste sie immer und immer wieder ihre Geschichte erzählen und immer und immer wieder waren wildfremde Menschen empört. Aber wohin mit der Empörung?

Was tun?
Die Frage war nicht leicht zu beantworten. Man betrat sozusagen Neuland. Der Rechtsstaat ließ es zu, aber die Zwangsräumung blieb so haarsträubend ungerecht, niemand konnte nach hause gehen und einfach zur Tagesordnung über. Aber man wollte auch N. in ihrer Ratlosigkeit nicht noch mit der eigenen Ratlosigkeit belästigen. Außer Jammern nichts gewesen?

…und so bildete sich eine UnterstützerInnengruppe….
Man fing an, sich außerhalb ihrer Wohnung an einem anderen Ort gemeinsam zu treffen und machte das öffentlich; erzählte das weiter und richtete eine Website ein. „Zwangsräumung verhindern“.
AUF EINE MAL KAMEN IMMER MEHR LEUTE MIT ÄHNLICHEN GESCHICHTEN.
Und schnell wurde klar, hier muss was geschehen. Die Politiker hielten Sonntagsreden: „Niemand hat die Absicht usw usf.“ Aber hörte man länger hin, griff auch die Meinung um sich, dass wer hier nichts mehr leistet, der kann sich eben die Mieten hier nicht mehr leisten. Aber „Hallo?“ . Da wurde die Wut erst richtig groß. Wer bestimmt eigentlich, wer was leistet? Nur der, der hohe Honorare kassiert? Die UnterstützerInnen hatten eine andere Lebenspraxis.

Protestformen finden
Darum nahmen sie ihre Wut und trugen sie zu den Verantwortlichen. Als erstes der Georg, was der Eigentümer von N. Ist. Sie schrieben ihm einen Brief und forderten ihn auf, die Kündigung zurückzunehmen, denn auch an N. verdiente er schon sehr viel Miete und diese Zwangsräumung, die hatte sie nicht verdient! – Keine Reaktion!

Wünsche zum Eigentümer tragen
Dann machten die UnterstützerInnen eine Kundgebung vor seinem Haus oder Firmensitz. Jeder sollte es wissen, was der Georg für einer ist. Der Georg war zwar nicht da, aber viele Leute blieben stehen und fanden auch, dass Profitgier nicht alles im Leben sein kann.

Politiker anschreiben
Dann besann sich die UnterstützerInnengruppe auf die Zivilgesellschaft und schrieb Briefe an den Abgeordneten ihrer Wahl. Die hatten wie immer viel zu tun. Aber der Christian wurde mit seinen Freunden aus der BioÖkoPartei dann selber aktiv und so kam der Georg aus seiner Deckung und fing an zu reden.

Viele Köche verderben hier nicht den Brei
Vielleicht war es auch der Besuch in einem Dorf, in dem der Georg eines von vier Schlössern leer stehen lässt, die ihm gehören. Wir wollten mal schauen, was dort die Leute für Erfahrungen mit dem Georg haben und hatten die Kamera mit, denn das Dorf war nun wirklich außerhalb von unserem Kiez und wir wollte ja den anderen etwas von unserem Ausflug mitbringen.

Protest soweit das Auge reicht
Vielleicht war es aber auch das KottiCamp und die Lärmdemo, die dem Georg gezeigt hat, auch er ist nicht allein, Gentrifizierung geht uns alle an. Das hat der Georg lange nicht wahr haben wollen. Aber da hatten wir eine Erinnerungsstütze gebastelt auf der stand: Kapitalismus hat viele Namen einer ist Georg. Oder so ähnlich?