Die WG in der Dubliner Strasse im Wedding hatte wieder einmal einen Gerichtstermin

Kurzer Bericht vom Gerichtstermin am 2. Juni am Amtsgericht Wedding. Früh um 9 Uhr bei bestem Wetter trafen sich die Unterstützer*innen der WG aus der Dubliner Straße im Wedding vor dem Amtsgericht Wedding. Ein für die ca. 20 Unterstützer*innen vertrauter Ort, hatte doch das Amtsgericht der Kündigung durch den Eigentümer hier bereits Recht gegeben.

Ein jähe Wendung nahm die Geschichte, als sie vor das Landgericht kam. Dort sah man es überhaupt nicht als erwiesen an, dass es zu einer Mietschuld gekommen war. Der Richter vom Amtsgericht Wedding war dem Eigentümer in seiner Argumentation gefolgt, dass der Abtrocknungsgrad nach Wasserschaden bei der Mietminderung
nicht berücksichtigt wurde und somit ausreichend Mietschulden aufgelaufen waren, um zu kündigen.

Dem hatte das Landgericht widersprochen und zurück an das Amtsgericht überwiesen. So saßen wir uns also alle wieder gegenüber. Es liegt anscheinend in der Natur der Dinge, dass bei wiederholten Begegnungen eine gewisse Vertrautheit aufkommt, die in dem Fall allzu trügerisch scheint.

So begann die Verhandlung in geradezu intimen Geplänkel. Der Anwalt der WG hatte eine dicken Akte vor sich liegen und erinnerte den Richter daran, dass bereits im August 2016 der Abschluß des Mietvertrages als WG vorgebracht wurde und er den damaligen Hausverwalter als Zeuge benannt hatte.

Gedankenversunken sprach bzw. nuschelte der Richter in sein Aufnahmegerät, was er gerade gehört hatte. Dann warf er den Satz „Wir haben ein Verspätungsproblem“ in den Raum.

Im Kern geht es immer noch darum, welcher der Kündigungsgründe das Rennen macht: Der Abtrocknungsgrad oder die Untermietproblematik, weil die WG von den Eigentümern nicht als WG angesehen wird, sondern als Partnerschaften – in welchem Verhältnis da wer zu wem steht bleibt offen.

Der Anwalt des Eigentümers war diesmal nur mit Plastemappe und dem Einladungsblatt zum Termin erschienen. Es blieb unklar, ob der Prozess für die Eigentümerseite schon gelaufen scheint oder einfach nur der Hausmeister in einer schwarzen Robe erschienen war.

Aber noch scheint nichts entschieden und WIR haben garantiert kein Verspätungsproblem. Fortsetzung folgt….

Verdrängt in Berlin: Folge 25 – Zurück zum Amtsgericht – jetzt erst recht

Verdrängt in Berlin: Folge 24 – Urteil vom Landgericht

Verdrängt in Berlin: Folge 23 – Bereit zum Verhandeln?

Verdrängt in Berlin: Folge 22 – Endlich mal Gerechtigkeit?

Bericht von der 3. Kiezversammlung

Es war gutes Wetter und kein Abend, um ins dunkle SO36 zu kommen. Aber trotzdem versammelten sich wieder viele Menschen, um zu hören, was so los ist im Kiez und wer sich wie organsiert.
 
Tags zuvor war der deutsche Pavillion in Veneding anläßlich der Kunstbienale mit dem Satz der Kuratorin „Wir sehen, wie sie handeln – und wir sehen, wie sie leiden“ eröffnet worden. Ach war es schön, in Kreuzberg zu sein: WIR WISSEN, WER HANDELT UND WIR KÄMPFEN!
 
Auch die Polizei hatte dazu eine Meinung und kreiste mit zahlreichen Wannen im Kiez herum. Wir aber hatten uns getroffen, um einander zuzuhören. Und da gab es viel zu erzählen.

Die Mieterin, die auf der 1. Kiezversammlung zu Beginn aufstand und mit ihrer Freundin zusammen von der bevorstehenden Zwangsräumung sprach – sie konnte die Geschichte erzählen, wie den Verantwortlichen begegnet wurde und das am Ende alle Forderungen erfüllt sind – auch wir können handeln.
 
Die Änderungsschneider und der danebenliegende Späti sind immer noch nicht „vom Eis“, darum treten wir am nächsten Montag wieder in den Dialog mit den Verantwortlichen mittels einer öffentlichen Telefonaktion – die Flyer dazu gingen herum und wurden eingesteckt.

Dann berichteten zahlreiche Mieter*innenInitiativen, wie sie ihre Selbstorganisation vorantreiben und wie sie zum Eigentum stehen. Schnell wurde man sich über praktische Fragen einig, Termine wurden an große Plakate geschrieben. Ein Satz blieb wie ein Luftballon an der Decke hängen: MANCHMAL IST AUCH EINFACH DAS SCHLOSS AUF…
 
Und die Reihe der bedrohten Häuser und Projekte nahm kein Ende, ob Friedel, Lause oder Potse – immer und immer wieder ist es die gleiche Geschichte von „Solange die Wohnung eine Ware ist ….“ Jeder Spatz pfeift es in Kreuzberg und nicht nur dort von den Dächern.

Und unten kreisen stumm die Bullenwannen im ganzen Kiez herum. Dann ging es noch um die Begrüßung von neuen Nachbar*innen und schnell war klar, den googlecampus wollen wir hier nicht.
 
Dann war es nur noch ein kleiner Schritt bis zum Treffen der Mächtigen und Reichen demnächst in Hamburg. Auch dort wird gegen steigende Mieten und Verdrängung seit Jahren gekämpft. Es blieb die Frage, was tun neben Vernetzung und Information und den Wannen, die nicht nach Hause fahren. Wir dachten strategisch nach.

Da holte der Igel seine Frau und sagte, lass uns cornern. Er hatte das in Hamburg entdeckt. Über die sozialen Medien verabredet man sich zum Bier am Späti und was auf den ersten Blick wie eine Tourigruppe aussieht, ist doch eine kleine Kundgebung, gegen die selbst die Bullen nichts haben können – wir trinken hier einfach nur unser Bier. Schnell war das erste cornern besprochen. Es findet am Tag des Nachbarn in der Weserstraße statt. Alle Termine auf unserer Website und mit dem nächsten Newsletter.
 
So gingen wir fröhlich nach Hause, einen Sack Termine in Hinterhand und ließen die Wannen frei laufen, aber das Echo schallt aus jedem Fenster hervor „Ick bin all hier“ – sprach der Igel mit seiner Frau, um den Hasen zu überholen.

Termine von der 3. Kiezversammlung

Bedrohte Späti und Änderungsschneiderei Oranienstraße 35

Telefonaktion für den Erhalt
15.05.; den ganzen Tag
Eigentümer Bauwerk Immobilien: 030/887 142 19
Hausverwaltung Krasemann: 030/927 0530
Hauptstelle in Hannover : 0511/283 970

Nachbarschaftsversammlung rund um die Oranienstraße

18.05.; 19 Uhr rechts neben Café Kotti (Adalberststraße) die Empore hoch im Seminarraum

Kundgebung in der Oranienstraße vor den bedrohten Läden

20.05; 16.00 Uhr; Oranienstraße 35

Fantastic Foxhole Hostel

Workshop zu Touristifizierung von NAchbarschaftsinitiative Weserkiez
12.05.; 19.00 Uhr; Nikodemuskirche; Nansenstraße 12; Reuterkiez

Cornern (gemeinsames Limo und Bier trinken auf der Straße) vor dem Fantastic Foxhole Hostel, Weserstrasse 207, 19.5.; ab 18 Uhr

Selbstorganisation

Straßenfest für Selbstorganisierung
20.05.; 14.00 Uhr; Wipperstraße (Nähe des S+U Neukölln)

Bündnis der Otto+Suhr Siedlung und Umgebung (Boss&U)

Fest in der Otto-Suhr-Siedlung vom Mietenbündnis
27.05.; ab 11.00 Uhr; vor der leerstehenden Bibliothek in der Oranienstraße Ecke Lobeckstraße

Kundgebung vor der Zentrale der Deutsche Wohnen AG
02.06.; 11.00 Uhr; Mecklenburgische Straße 54

Kotti & Co

Nachbarschaftsfest am Kotti
19.05.; 16.-19.00 Uhr; Kottbusserstr./Admiralstr. Bei blog_huette

Lärmdemonstration ; 6 Jahre Gecekondu
26.05.; 17.00 Uhr, Start am Gecekondu KottbusserTor/Admiralstraße

Drugstore, Schöneberg

Tag der offenen Tür vom (akut räumungsbedrohten) Drugstore
27.05.; ab ca. 15.00 Uhr; Potsdamerstraße 180

Kiezspaziergang Schöneberg
27.05; 13.00 Uhr; Nollendorfplatz; weitere Infos: www.gentrifidingsbums.blogsport.de

Mieter*innen der DeGeWo Häuser rund um Mariannenplatz/Naunynstraße/Waldemarstraße

Offenes Treffen der Initiative
Jeden Dienstag; 18.00 Uhr; AWO Adalberststraße 23A

Google Campus

Infoveranstaltung zum Konzern Google und den möglichen Auswirkungen ihres Campus in Kreuzberg
Irgendwann im September; SO36

Straßenfest im Reichenbergerkiez
09.09.; ab 14 Uhr

Gemeinsame Demonstration

Bundesweite Welcome United Demonstration; Idee einen Mietenpolitischen Block zu organisieren
16.09.

Telefonaktion am Montag 15.5.2017 gegen Verdrängung in der Oranienstraße!

Kündigung der Änderungsschneiderei Kabacaoglu und die Zwangsräumung des Spätkaufs verhindern!

Die Änderungsschneiderei Kabacaoglu in der Oranienstr. 35 gibt es bereits seit 1985. Jetzt wurde ihr zum  31.5.17 gekündigt. Vorher gab esnie Stress aber im letzten Jahr kaufte die Bauwerk Immobilien das Haus.

Anscheinend zu einem teuren Kaufpreis, den sie auf Kosten der Mieter*innen wieder einfahren wollen. Das können sie aber vergessen. Auch viele Kund*innen sind solidarisch mit der Änderungsschneiderei. Wir fordern, dass die Änderungsschneiderei den Mietvertrag verlängert bekommt. zu für sie tragbaren Konditionen.

Tür an Tür mit der Änderungsschneiderei befindet sich der Oranienspäti in derselben Hausnummer. Eigentümergesellschaft ist auch hier die Bauwerk Immo GmbH. Die Familie Tunc betreibt den Laden seit 2009. Ihre Wurzeln reichen zurück bis zu den ersten türkischen Gastarbeiter*innen in Kreuzberg. Die Tuncs kämpfen seit ihrer Kündigung im Mai 2015 rechtlich um den Verbleib in der Oranienstraße. Sollte die Gültigkeit einer Klausel im Mietvertrag nicht erstritten werden können, die den Verbleib des Ladens bis August dieses Jahres absichern würde, droht die Räumung. Wir akzeptieren das nicht und fordern die Rücknahme der Räumungsklage und der Kündigung, sowie die Aufnahme von Verhandlungen zur Verlängerung des Mietvertrages des Oranienspätis!

* Wann wollen wir anrufen:

Am Montag 15.05.17 werden wir alle gemeinsam die Eigentümer Bauwerk Immobilien und die Hausverwaltung Krasemann anrufen und fordern, den Mietvertrag zu verlängern bzw. die Kündigung für den Spätkauf zurückzunehmen. Macht mit, nur gemeinsam können wir den nötigen Druck aufbauen!

* Wen rufen wir an?

Die Eigentümer Bauwerk Immobilien GmbH
Kronberger Str. 12, 14193 Berlin
Telefon: 030 / 887 142 -19, Telefax 030 / 887142-22  Geschäftsführerin Anke Polster

Die Hausverwaltung Krasemann Immobilien Management Berlin GmbH
Pistoriusstraße 6a, 13086 Berlin,
Telefon: 030 / 927 053 0
Hauptstelle in Hannover: Immobilien Management Hannover GmbH
Telefon: 0511 / 283 97-0
Geschäftsführer Stefan Buhl

* Wie rufen wir an?

Freundlich und bestimmt. Ihr könnt euch einen anderen Namen geben und eure Rufnummer unterdrücken wenn ihr anonym bleiben wollt. Wir freuen uns auch wenn sich etwaige Journalist*innen und/oder “wichtige” Menschen beschweren. Bei der letzten Telefonaktion wollten sie eine Rückrufnummer haben und hatten diese auch tatsächlich zurück gerufen. Also überlegt euch vorher, ob ihr das wollt. Unser Ziel ist es Chaos zu stiften, die Leitungen lahm zu legen und nicht Mitarbeiter*innen zu beleidigen.

Sehr wahrscheinlich werden die Mitarbeiter*innen schnell auflegen, ruft dann einfach wieder an und wieder und wieder…

* Was könnt ihr sagen?

Beispiel: Hallo mein Name ist XXX könnte ich den Chef / die Geschäftsführerin sprechen? Ich habe von der Kündigung der Änderungsschneiderei Kabacaoglu bzw. des Spätis in der Oranienstr. 35 erfahren. Ich bin empört und empfinde es als menschenverachtend Familien die Existenz zu vernichten und sie nach so langer Zeit auf die Straße zu setzen. Ich fordere sie auf, den Mietvertrag umgehend zu verlängern! Denkt euch gerne was Eigenes aus!

Mailt uns eure Erfahrungen an zwangsraeumungverhindern@riseup.net

Verdrängt in Berlin: Folge 21 – Die Gerichtsvollzieherin

Die Gerichtsvollzieherin

Was wir noch so machen in unserer Freizeit…

…und gestern haben wir bis in die morgenstunden n geiles transpi für die änderungsschneiderei gemalt. wer will, kann uns helfen beim aufhängen oder das transpi bejubeln! wer ne gute knipse hat, kann das vielleicht ablichten, wär doch n nettes erinnerungsfoto für den hausbesitzer… ansonsten können wir das foto als leistungsnachweis – an prominenter stelle – auf unserer website unterbringen, zwecks vorlage beim jobcenter oder so…

unser neues, wunderschönes kleid ist aus herrlichem und neuartigen reflektions-stoff (weiss) und der anspruchsvolle schriftzug „profitsystem abschaffen. nachbar*innen bleiben!“ ist in schönen frühlingsfarben aufwendig aufappliziert. zusätzlich gibt es 3 expressive bildelemente, die dem kleid seinen unverwechselbaren charakter und tieferen sinn verleihen.

keine angst, ich starte bestimmt keine werbe-karriere, aber wenn ich morgen um 14.00 nicht am vereinbarten treffpunkt bin, heißt das, ich rück das transpi nich mehr raus, weils so schön is, dann lass ich mir n kleid draus machen;)

…und find es wunderschön!