..wie wohlwollend deutsche [ja, sogar öffentlich rechtliche] Medien über Hausbesetzungen berichten können. Vorausgesetzt sowas findet nicht vor der eigenen Haustüre statt…
Auch in Hamburg gab es an diesem Wochenende Besetzungsaktionen von leerstehendem Wohnraum! Ob Presse und Politik da auch so verständnisvoll sind?
Die Lösung gibts hier und hier…
Die Presseerklärung der Aktivist_innen:
An die Presse,
an Politiker_innen,
für Anwohner_innen
und für InteressierteHerzlich Willkommen zum Tag der öffnen Tür!
Sehr geehrte Damen, Herren und Queers,
Liebe Kinder, Künstler_innen, Hausbesetzende, Wohnungssuchende, …
Hallo Nachbar_innen, Hallo Verantwortliche, Hallo Presse.Wir feiern hier heute ein selbstverwaltetes, unkommerzielles Haus- und
Hof-Fest, um diese Gründerzeithäuser vor dem Abriss zu retten!Wir haben uns entschieden, heute die beiden Gründerzeithäuser in der
Breiten Straße 114 & 116 zu beleben. Seit 2007 wurden die Häuser
systematisch entmietet. Mittlerweile stehen die im 19. Jahrhundert
erbauten Gebäude bis auf den letzten Mieter komplett leer.
Seit langem regen sich Proteste gegen die Abrisspläne und den Leerstand.
Es gab z.B. ein Konzert und eine nächtliche Lichter-Aktion zum Erhalt
der Häuser. Schon im November 2010 wurde durch Mieter helfen Mieter eine
Leerstandsanzeige an das Bezirksamt Altona gerichtet. Behördlich
verfolgt wurde die Anzeige gegen den Eigentümer scheinbar nie.Dem Investor Frank Scheffler wurde im März – entgegen der Empfehlung des
Bauamtes und unter Zustimmung aller Bezirksfraktionen mit Ausnahme der
Linken – eine neue Baugenehmigung durch den Bauausschuss Altona erteilt.
In der Breiten Straße 112 bis 116 soll Platz für einen riesigen Klotz
mit Tiefgarage geschaffen werden, dafür sollen die Altbauten und der
Spielplatz auf der Ecke weichen.Infos zur Breiten Straße 112 bis 116:
Die Gründerzeithäuser in der Breiten Straße 114 und 116 sollen
abgerissen werden. Eine Sanierung mit teurerer Neuvermietung sei
angeblich untragbar teurer als das Abriss-Szenario mit Neubau,
Tiefgarage etc. Wer bei diesen hübschen, inzwischen selten gewordenen
Häusern an Denkmalschutz denkt, liegt nach Ansicht des Bezirksamtes
völlig falsch. Schützenswert seien nämlich z.B. Bauten der
Nachkriegszeit. Gründerzeithäuser nicht.
Spielplätze übrigens auch nicht: Der seit Jahren vernachlässigte
Spielplatz auf der Ecke, in der Breiten Straße 112, soll komplett
überbaut und durch einen kleineren ohne Bäume auf der Tiefgarage im
schattigen Innenhof ersetzt werden. Na das klingt ja nach Spaß.Die bis zur Bau-Genehmigung noch geplanten Sozialwohnungen sollen nach
neusten Plänen übrigens doch nicht realisiert werden. Denn wenn hier
mehr als 20 Wohnungen entstehen würden, müssten einige davon
Sozialwohnungen werden. Die ursprünglich 25 neuen Wohnungen wurden daher
jetzt vom Bauherr auf nur 19 korrigiert.Heute sind 14 Wohnungen, plus kleine Ladenflächen im Erdgeschoss, seit
mindestens drei Jahren leer. Der zukünftig „neu entstehende“ Wohnraum
wird mit einer Kaltmiete von durchschnittlich 14,50€ den regionalen
Mietenspiegel weiter mit in die Höhe treiben und somit langfristig zur
Verdrängung der alt eingesessenen Bevölkerung Altonas beitragen.Diese Entwicklung ist Ausdruck der seit Jahren massiv durch Senat und
Bezirk forcierten Gentrifizierung, also der gezielten Aufwertung ganzer
Stadtteile. Diese ist unmittelbar verbunden mit der generellen
Veränderung der Stadtteile, ihrer kulturellen wie sozialen
Zusammensetzung und der Verdrängung all jener Menschen, die sich die
damit einhergehenden Mieterhöhungen nicht leisten können.Interessanterweise saß Herr Hidde vom besagten Neubau-Klotz planenden
Architekturbüro „Heyden und Hidde“ von 2008 bis 2011 als baupolitischer
Sprecher der GAL in der Bezirksversammlung Altona. Doch bisher wurde
eine Abrissgenehmigung noch nicht erteilt.Abriss verhindern! Breite Straße erhalten, beleben, verteidigen!
Wir haben besseres zu tun, als dem profitorientierten Abriss von
erhaltenswerten Wohnhäusern mitten in Hamburg zuzugucken. Die
Gründerzeithäuser in der Breiten Straße könnten unseren neuen Räume werden.Wir brauchen Wohnraum, aber wir wollen viel mehr. Was wir wollen sind
Orte für alle: Häuser, die soziales Miteinander, Bildung, Engagement,
Kritik, Kunst, Leben und Wohnen miteinander verbinden. Hier ist genug
Raum zum Diskutieren, Leben, Wohnen, um Workshops durchzuführen,
Ateliers zu eröffnen, gemeinsam Gemüse anzubauen und zu kochen, genug
Platz für einen schöneren Spielplatz, Nachbarschaftstreff mit
Umsonstladen, offene Räume, Werkstätten, Veranstaltungen, Platz für
Kultur, Politik, Selbstverwaltung… Die Ideen sind viele!Wir brauchen unkommerzielle und selbstverwaltete Zentren und
Treffpunkte, in denen wir uns ausleben und experimentieren können; Orte,
an denen wir solidarisch und selbstorganisiert über die Mauern der
heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse hinaus denken und leben können.Wir sehen Projekte wie das geliebte „Gängeviertel“, den „Schröderstift“
beim Schlump, die „Hafenstraße“-Häuser, die „Rote Straße“ in Göttingen
und das „New Yorck im Bethanien“ in Berlin als unsere Vorbilder. Wir
wollen dieses Haus langfristig selbst verwalten. Und wir wissen: Es ist
möglich, Häuser zu erkämpfen und zu verteidigen. Also Los…Den Widerstand in den Vierteln organisieren!
Wir senden solidarische Grüße allen Aktivist_innen, die sich bisher für
den Erhalt der Häuser in der Breiten Straße eingesetzt haben: Die
Initiative „Notgemeinschaft Breite Straße“ und die Initiative anna elbe,
Grüße an alle Freund_innen vom AZ Altona (Wir fordern Freispruch für
alle von Prozessen betroffenen!), an die Aktivist_innen der Esso-Häuser,
an die Initiative „Rettet Elisa!“ in Hamm und alle, die mit uns für ein
Recht auf Stadt kämpfen!Wir wollen eine basisdemokratische Planung der Stadt, in der alle Platz
haben – unabhängig von ihrem Geldbeutel. Daher freuen wir uns, euch und
Ihnen unsere Ideen gegen den hier herrschenden Leerstand präsentieren zu
können. Ihr seid herzlich eingeladen, uns einen Besuch abzustatten, euch
einen Eindruck vom Haus zu machen und eure Ideen für alternative
Nutzungen auszusprechen.Wenn die Häuser leer sind und wir keine Wohnungen haben, werden wir die
Häuser besetzen. Wenn sie abgerissen werden sollen, werden wir sie
nutzen. Wenn die Stadt zum grauen Glas- und Betonblock werden soll,
werden wir sie bunter machen!
Wenn unsere Nachbar_innen eine Wohnungskündigung erhalten, weil die
Miete unbezahlbar geworden ist, werden wir die Zwangsräumung blockieren.
Wenn der Staat versucht, mit Repression zu kommen, antworten wir mit
Solidarität und Widerstand.Wir machen die Stadt selber!
Kommt vorbei, lernt uns kennen. Macht mit!Eure neuen Nachbar_innen.
11.Mai 2013
Initiative „Kein Abriss!“
in der Breiten Straße in Altona