Am vergangenen Wochenende feierten unsere Freund*innen aus dem Mailänder Stadtteil San Siro das 15-jährige Bestehen ihres Centro Sociale Cantiere mit einem dreitägigen Streetfestival. Wir sind seit zwei Jahren verbunden, als sie uns zum ‚Meeting of resistant terristories of Europe and Mediterranean‚ eingeladen haben. Sie waren bei unserem Workshop-Wochenende Mailand oder Madrid: Hauptsache Widerstand! 2015 und wir sind gemeinsam mit vielen anderen in der ‚European action coalition for the right to housing and the city‚ organisiert. Das CS Cantiere ist ein zentraler Knotenpunkt im Netz ihrer Organisierung im Stadtteil, die zu viele weitere Elemente hat, um sie hier nennen zu können.
Nach langer intensiver Vorbereitung wurde am Freitag noch vor dem Morgengrauen – dem Selbstverständnis entsprechend ohne behördliche Genehmigung – die komplette Straße vor dem Haus abgesperrt sowie eine riesige Bühne errichtet und alles, was sonst für ein Festival nötig ist. Die Lokal-Polizei kam irgendwann, ihr wurde erklärt, dass hier eine politische Versammlung stattfinden wird, diese erklärten das später dem Security-Chef des gegenüberliegenden Hotels, der besorgt war, weil die Fußballmannschaft des AS Rom dort übernachteten sollte und kontaktierten den Halter des letzten auf der Straße parkenden Autos.
Freitag Nachmittag startete das Programm, welches nur durch kurze Unterbrechungen in den Morgenstunden bis Sonntag Nacht durchlief. Für die Jüngeren gab es Spiele, Lesungen und Workshops im Marionetten- sowie Pflanzentöpfebauen, in allen Hip Hop Disziplinen und der Käseproduktion; eine Hip Hop Jam, Streetball und ein Straßenfußball-Turnier. Es gab ein Teach-In von Freund*innen aus Frankreich über die NuitDebout Bewegung und ein Treffen des Stadtteil-Kommitees mit Experten aus Rom, um über eine neues Gesetz zur Privatisierung der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften in der Region Lombardei zu beraten – beziehungsweise den Widerstand dagegen; Stände von politische Initiativen, lokalen landwirtschaftlichen Kollektiven und der besetzten Fabrik RiMaflow. Und natürlich gab es Konzerte (Asian Dub Foundation, Sud Sound System, Signor K und Blackbeat Movement), Kabarett und ausgiebige After-Show-Parties in der Dancehall von Cantiere.
Mehrere tausend Teilnehmende machten dieses selbstorganisierte, nicht-kommerzielle Streetfestival zu einem phantastischen Event, das erlebbar machte, wie sich Feiern in einer postkapitalistischen Gesellschaft anfühlen kann. Wir sind dankbar, dass wir dabei sein konnten, für die Inspiration, wie zwischen Politik und Kultur sowie ‚Szene‘ und Nachbarschaft keine Grenzen verlaufen müssen und für die unglaubliche, überspringende Energie, die wir aus diesem Wochenende mitnehmen durften.
‚Sempre in movimento‘ – vielmehr als ein Motto ist es eine Haltung, die die Menschen hier leben. Wir wünschen dem CS Cantiere noch unzählige weiter Jahre und freuen uns, schon im Juni beim Meeting der Coalition wieder hier zu sein.
OCCUPY – RESIST – PRODUCE …and PARTY! Keep it up, Cantiere!