Was war am Montag los?
Erstmal Danke an Alle, die am Montag in die Jahnstraße kamen. Warum Zwangsräumungen immer so früh sind, bleibt das Geheimis der Arbeitsgesellschaft. Letzte Woche bat ein Nachbar eines Betroffenen aus der Jahnstraße um Hilfe bei einer drohenden Zwangsräumung. Aufgrund der Ereignisse um die Blockade in der Reichenberger und der Lärmdemo kam es erst am Samstag zu einem Treffen mit dem Betroffenen. Dabei sagte er uns, dass er am Montag geräumt wird, da Mietschulden aufgelaufen seien. Der neue Eigentümer hat keine Kontonummer angegeben und so überwies das JobCenter die Miete weiter auf das alte Konto. Das Schreiben der Gerichtsvollzieherin hatte er nicht parat.
Keine Frage für das Bündnis ihn zu unterstützen! Da wir aber nicht genau wussten was los war, antworteten wir nicht mit einer Blockade, sondern mit Protest. Als dann keine Gerichtsvollzieherin kam, wurde klar, dass am Montag keine Zwangsräumung ansteht, sondern wahrscheinlich „nur“ die Herausgabe seiner Wohnung angeordnet war. Aber weder der Betroffene vom Montag noch die anderen bedrohten Familien verlassen das Haus freiwillig.
Konkrete Solidarität ist nie verkehrt
Wann es die letzte Demonstration in Britz gab, ist nicht bekannt. Dass sie aber auf fruchtbarem Boden fallen wird, das ist jetzt schon bekannt. Viele Passanten hatten ähnliche Erfahrungen mit JobCenter, hohen Mieten und drohender Zwangsräumung und fanden die Protestaktion toll. Der Betroffene sowieso, er war ganz gerührt von der Solidarität – wen wunderts in einer Gesellschaft des „Jeder gegen Jeden“ und wer’s nicht schafft, ist eben selber schuld. Die anderen Betroffenen aus dem Haus hat die Aktion angeregt, sich zu wehren. Wir werden sie dabei unterstützen.
Bürgerliche Presse
Zur Aktion am Montag gab es einige Presseberichte. Vom „Tagesspiegel“ brauchen wir nicht reden. Da ist die zuständige Redakteurin so überfordert, dass sie die Polizeimeldungen einfach reinkopiert. Kreuzberg wird da schon mal mit Neukölln verwechselt und Prügeleinsätze der Polizei werden zu „die Versammlung verlief friedlich“. Das Boulevardblatt „Berliner Kurier“ steht auf Seiten der Mieter_innen – und in Konkurrenz zu den Springerblättern.
Bei der „Berliner Zeitung“ wird über schwarz gekleidete Aktivist_innen und blöde Mieter_innen hergezogen. Die Zeiten ausgewogener Berichterstattung wie zur Räumung der Familie Gülbol sind vorbei. Der Redakteurin der „Berliner Zeitung“ ist nämlich aufgegangen, dass es den Aktivist_innen darum geht, dass „Schweinesystem“ anzuprangern. Wie recht sie damit hat, weiß am Besten ihre Chefredakteurin Brigitte Fehrle – ihres Zeichens Hauseigentümerin im Wrangelkiez. Wir nennen das Mal ganz altmodisch Klassenlage.
Freitag: Zwangsräumung blockieren
Ok, Freitag geht’s schon wieder früh raus, „Schweinesystem“ anprangern oder vielleicht etwas mehr als anprangern. Das „Schweinesystem“, oder auch etwas feiner „Kapitalismus“genannt, steht ja in der derzeitigen Stadt- und Mietenpolitik jeder und jedem klar vor Augen. Kapital, auf der Suche nach Verwertung, walzt durch die Kieze und quetscht die Mieter_innen aus. Wenn nichts mehr zum Ausquetschen da ist, fliegst du eben raus. Die Politik schafft die Rahmenbedingungen, muss aber gleichzeitig den aufkeimenden Widerstand befrieden und wenn das nicht geht eben niederknüppeln.
Wohin diese Widersprüche führen hat das Beispiel Gezi-Park gezeigt. Ein Funke ist genug…
Zwangsräumung blockieren!
Freitag, 04.04.2014, 8.30 Uhr
Wissmannstraße 10, Berlin-Neukölln