Zwangsräumung in die Obdachlosigkeit
Am Montag, den 15. Juli um 8 Uhr soll Tom B. aus seiner Wohnung im
Pillnitzer Weg 15 in Staaken (Berlin-Spandau) zwangsgeräumt werden.
Das Bündnis Zwangsräumung Verhindern kündigt solidarische Unterstützung an.
Ein aktuelles Interview mit Tom zu seiner Zwangsräumung finden sie hier:
[ https://vimeo.com/70260886 ]
Während in der Öffentlichkeit bisher meistens von der Verdrängung ärmerer
Menschen aus den Innenstadtbezirken an den Stadtrand die Rede ist, zeigt
die Geschichte von Tom, dass die Verwertungsmechanismen keineswegs am
S-Bahn-Ring Halt machen. Die Verdrängung hat längst den Stadtrand
erreicht. Wohin sollen die Menschen noch vor zu hohen Mieten fliehen, wenn
es selbst in Bezirken wie Spandau und Marzahn immer weniger bezahlbaren
Wohnraum gibt?
Der Eigentümer des Hauses in dem Tom wohnt, die
Ypsilon-Liegenschafts-Verwaltungs GmbH, scheint mit Entmietung und
Kostensenkungsstrategien maximalen Profit erzielen zu wollen. Der
Wohnkomplex wird nicht instand gehalten. Den Mieter_innen wird der Zugang
zu den vertraglich zugesicherten Kellern verwehrt. Bei Neuvermietungen
wird ein Mietpreis von bis zu über 13€/qm verlangt. Nach Informationen des
Bündnis Zwangsräumunng Verhindern hat die Ypsilon bekundet den Mietpreis
bei Neuvermietung über die maximalen Kosten der Unterkunft für ALG-II
Empfänger_innen zu legen. Wohnraum für Niedriglohnbeschäftigte und
Tranferleistungempfänger_innen wird auch hier knapp.
Der betroffene Wohnungskomplex wurde ursprünglich im sozialen Wohnungsbau
errichtet, gehörte vor der Privatisierung der Degewo und war Teil des
geschützten Marktsegments. Durch die Folgen der Privatisierung des
ehemaligen städtischen Wohnungsbau ist Spandau mit den Ortsteilen Staaken
und Falkenhagener Feld besonders stark betroffen.
Tom engagiert sich in der Mieter_inneninitiative Staaken und machte auf
die Zustände aufmerksam. Durch dieses Engagement wird er für die Ypsilon
zum unbequemen Mieter. Der Eigentümer versuchte mit unterschiedlichen
Kündigungsgründen Tom aus der Wohnung zu schmeißen. Die meisten stellten
sich dabei als nicht ausreichend heraus. Schlussendlich hatte der
Eigentümer aber vor Gericht Erfolg mit einem angeblichen Zwischenfall mit
einer anderen Mieterin. Währenddessen scheint das Amtsgericht Spandau
einen Antrag von Tom auf Räumungsschutz wegen drohender Obdachlosigkeit
nicht bearbeitet zu haben.
Morgen soll nun ein_e Gerichtsvollzieher_in Tom aus seinem zu Hause in die
Obdachlosigkeit schicken. Es sind viele große Institutionen die auf Toms
Schicksal wirken, denen dieses aber offenkundig ziemlich egal ist. In
dieser Gesellschaft ist Wohnraum eine Ware wie jede andere und das Recht
auf Profitmaximierung wird über das Grundrecht auf Wohnen
gestellt. Das Bündnis Zwangsräumung Verhindern stellt sich dem entgegen.
Leider erfuhren wir erst vor wenigen Tagen von der drohenden Räumung. Ein
Versuch der Kontaktaufnahme mit der Ypsilon-Liegenschafts-Verwaltungs GmbH
am vergangenen Freitag durch Tom und uns wurde wortlos abgeblockt. Wir
werden auch noch am Montag früh beim Gericht nachforschen und die
Gerichtsvollzieher_in auf die drohende Obdachlosigkeit hinweisen.
Für Montag früh um 7:30 mobilisiert das Bündnis Zwangsräumung verhindern
Nachbar_innen und Unterstützer_innen zum Pillnitzer Weg 15 um diese
Zwangsräumung in die Obdachlosigkeit doch noch zu verhindern.
Kontakt zwangsraeumungverhindern@riseup.net
http://zwangsraeumungverhindern.blogsport.de
Facebook: http://www.facebook.com/pages/Zwangsräumung-Verhindern/540700815957856
Twitter: http://twitter.com/WirKommenAlle
*Das Bündnis Zwangsräumung Verhindern organisiert seit 2012 Widerstand gegen Zwangsräumungen, hohe Mieten und Verdrängung. Bislang konnten 8 Zwangsräumungen erfolgreich verhindert werden.